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Draußen in der Natur


Biotope

Der Ahrberger Wald

Der Ahrberger Wald gehört ebenso wie der Haseder Busch und das Groß Förster Holz in den Nachbardörfern zu den wenigen noch erhaltenen Auewäldern des Innerstetals. Seine Lage an der Innerste mit einem regelmäßig hohen Wasserstand und seine fruchtbaren Böden sind damit ideale Wachstumsgrundlage für eine Vielzahl von Frühblühern wie Buschwindröschen, Scharbockskraut und Lerchensporn, die den Waldboden im Frühling mit einem farbigen Blütenteppich überziehen.

Ein Besuch des Ahrberger Waldes lohnt sich daher besonders in den Monaten April und Mai und ist jederzeit das ganze Jahr über möglich.

Da das Waldgebiet unter Naturschutz steht, sollten die Waldwege nicht verlassen werden. Das Pflücken bzw. Ausgraben und Ausreissen der Pflanzen ist verboten.

Der Ahrberger Wald liegt im Süden Ahrbergens und ist am einfachsten über die Birkenstraße zu erreichen.


Thema Innerste

Gaaaanz gemäääächlich fließt die Innerste dahin. Jedenfalls hat man den Eindruck, wenn man sie von der Brücke bei der St. Peter und Paul Kirche in Ahrbergen betrachtet. Das Stauwehr bei der alten Mühle in Sarstedt staut die Innerste fast im gesamten Bereich von Ahrbergen an und lässt den Fluss so träge erscheinen. Die Innerste ist aber nicht immer so still, so kann sie auch „schreien“, wie Wilhelm Raabe in seiner berühmten Novelle „Die Innerste“ beschreibt, sie kann auch wild über die Ufer treten – sogar bis in das Dorf Ahrbergen hinein. Und so kanalisiert, wie man sie von der Brücke aus sieht, war sie früher auch nicht.

Im Laufe der letzten hundert Jahre hat die Innerste einige grundlegende Veränderungen durch den Menschen erfahren. Ein einschneidendes Ereignis war die Begradigung der Innerste, deren Planung Anfang des 20. Jahrhunderts begonnen wurde und die etwa in der Zeit von 1936 bis 1938 durch den Reichsarbeitsdienst vollendet wurde. Bis zu dieser Zeit mäanderte die Innerste in der von ihr geschaffenen weiten Ebene der Flussaue und trat natürlich häufig über die Ufer; durch den Arbeitseinsatz wurde sie in ein kanalähnliches Bett gezwungen, um die Gefahr von Überschwemmungen zu mindern. Ein weiteres Bauwerk, das die Innerste in ihrem Verhalten stark beeinflusst, ist die 1966 gebaute Innerstetalsperre bei Lautenthal im Harz. Sie verhindert besonders Überschwemmungen durch Tauwasser bei der Schneeschmelze und sorgt für einen kontinuierlichen Mindestwasserstand der Innerste auch in Trockenzeiten.

Über Jahrtausende hat sich die Innerste in der Ebene bei Ahrbergen ihr Bett gesucht; mal floss sie am westlichen Rand entlang, mal am östlichen (wie heute noch), mal irgendwo in der Mitte. Änderungen des Flussbettes wurden dabei wahrscheinlich durch umgestürzte Bäume, Biberdämme oder andere Hindernisse hervorgerufen. Noch heute sind im Ahrberger und Groß Förster Holz alte Flussbette der Innerste zu sehen; in den landwirtschaftlich genutzten Teilen der Ebene sind die Spuren weitestgehend verwischt. Die jüngsten Veränderungen durch die Begradigung sind zum Teil in Luftbildaufnahmen, Satellitenbildern oder bei neu auflaufender Saat bei sehr aufmerksamer Betrachtung noch gut zu erkennen: Der zum Auffüllen des alten Flussbettes verwendete Boden hat eine geringfügig andere Qualität, die sich in der Vegetation bemerkbar macht.

Hinweise darauf, dass die Innerste früher andere Wege geflossen ist, findet man auch in alten Urkunden, die z. B. von einer Mühle berichten, die bis ins 14. Jahrhundert westlich des Kalischachtes Siegfried Giesen betrieben wurde im Bereich der untergegangenen Dörfer Groß- und Kleinbeelte. Das Flussbett der Innerste ist heute sehr weit davon entfernt. Auch bei Ahrbergen existierte von etwa 1200 bis zum Dreißigjährigen Krieg eine Wassermühle. Deren Mühlenkolk ist erst um 1960 herum zugeschüttet worden, um Ackerland zu gewinnen.

Die Innerste war wegen ihres Fischreichtums eine bevorzugte Ergänzung zur Nahrungsgewinnung. Und die zeitweilig überschwemmten Wiesen waren natürlich ein hervorragender Weidegrund für das dörfliche Vieh.
Sie war aber auch gefährlich, wie man aus Eintragungen im Sterberegister von Ahrbergen erkennen kann. Es taucht doch immer wieder eine Bemerkung auf: „Ertrunken in der Innerste“. Leider steht dann nicht dabei, bei welchen Gelegenheiten die Person in den Fluten den Tod gefunden hat – vielleicht sogar beim Baden; die Innerste diente schon immer auch der sommerlichen Erfrischung.

Auch in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts ließ es sich noch gut in der Innerste baden. Zum einen an der Absenkung der Sole des Flusses, da sich dort infolge der Stufe eine Art Stromschnelle ausbildete. Für Kinder eine große Gaudi im aufgeblasenen Schlauch eines Autoreifen dort hindurch zu fahren – aber auch nicht ganz ungefährlich wegen der Strudel. Bei Niedrigwasser im Sommer konnte man auch gut auf den Sandbänken baden; Niedrigwasser gibt es nun nicht mehr wegen der vorgeschriebenen Wasserspende der Talsperre. Zum anderen gab es direkt vor dem Wehr der Sarstedter Mühle eine offizielle Badeanstalt mit Aufsicht. Dort haben viele Kinder Schwimmen gelernt. Und das Wasser war sehr sauber, was man daran erkannte, dass man nach dem Baden erst einmal die Blutegel absammeln musste, die einem etwas Blut abzapfen wollten.

Hat man in früheren Jahren versucht, die Überschwemmungen der Innerste zu verhindern, in dem man sie einzusperren versuchte, so versucht man heute die Schäden von Überschwemmungen dadurch zu mindern, indem man dem Wasser Platz bietet, bevor es in Häuser und Wohnungen eindringen kann.

Text: Heinz-Lorenz Günter